JAHRESKREISFEST YULE: 21.12.

2021-12-21T12:00:00

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Yule

Feste und Rituale im Laufe des Jahres und im Rhythmus der saisonalen Veränderungen finden sich in den unterschiedlichsten Traditionen. Die zeitgenössischen Hexen und modernen Wicca orientieren sich meist an acht verschiedenen Festen, wobei dies durchaus unterschiedlich gehandhabt werden kann. Zu den acht Festen gehören die vier Feste, die als dem keltischen Kalender entnommen gelten: Imbolc am 02. Februar, Beltane am 30. April, Lughnasadh am 01. August und Samhain am 31. Oktober. Dazu kommen die beiden Tag- und Nachtgleichen Ostara am 21. März und Mabon am 21. September sowie die Sommer- und die Wintersonnenwende Litha am 21. Juni und Yule am 21. Dezember.

Im Dezember und zum Jahreswechsel ist so einiges los an Feierlichkeiten und besonderen Tagen: Die Wintersonnenwende steht kurz bevor, Weihnachten (Plural!) und die Rauhnächte, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Die auch Zwölfernächte oder Losnächte genannten Nächte werden meist ab dem 25.12. gezählt, es gibt aber auch den Beginn ab dem 21.12. – sowie weitere. Manche verbinden sie mit der Zeit, in der die Wilde Jagd mit Odin oder, je nach Region, z.B. den Perchten unterwegs ist. Oft werden sie in Verbindung mit den Tagen gebracht, die sich aus der Differenz zwischen dem nach dem Lauf des Mondes und dem der Sonne berechneten kalendarischen Jahr ergeben. Man befasst sich mit Orakeln, wie das kommende Jahr werden wird…

Yule wird zur Wintersonnenwende gefeiert, wenn die Nacht am längsten ist. Danach werden die Tage wieder länger. Aufgrund der sich leicht verändernden genauen Zeiten wird oft auch der Zeitraum zwischen dem 20. und 23. Dezember als Festzeit angesehen.

Nach dem bis ins 16. Jhd. angewandten sogenannten julianischen Kalender des römischen Reiches, der auf dem Sonnenjahr basierte, fiel die Wintersonnenwende auf den 25.12. und wurde ab dem 3. Jhd. als Sol invictus ein staatliches Fest für den unbesiegbaren Sonnengott. Wahrscheinlich ist dies mit ein Grund, weshalb es sich aus christlicher Sicht (weniger als hundert Jahre später) anbot, den Geburtstag des Erlösers symbolisch auf diesen Tag zu legen.

Der englische Name Yule wird in Zusammenhang mit dem skandinavischen Jul gebracht, was eigentlich seit dem Mittelalter die Bezeichnung für das Christfest ist. Das Wort ist allerdings vor-christlich und in seiner genauen Bedeutung aufgrund der Quellenlage im altnordischen und germanischen Sprachraum schwierig zu bestimmen. Inwieweit ein vor-christliches Jul-Fest in Bezug zu Feierlichkeiten der Wintersonnenwende steht, ist somit nicht geklärt. Der älteste Nachweis für das Wort Jul bezeichnete einen besonderen Zeitraum von Ende Oktober und den gesamten November. Damit lässt sich auf jeden Fall feststellen, dass der Zeitraum zwischen Spätherbst und Winter zahlreiche verschiedene Feste kannte: Das Ende der Ernte, die Wintersonnenwende und schließlich die Feierlichkeiten des christlichen Weihnachten.

Verschiedene auch zeitgenössisch übliche Benennungen des Feiertages um die Wintersonnenwende verweisen auf unterschiedliche Traditionen, auf die sich die heute feiernden Hexen, Wicca und Angehörige neo-paganer Religionen beziehen: Yule verweist auf die skandinavische Tradition, Mothers Night, die ‚Nacht der Mütter‘, verweist auf die angelsächsische. Alban Arthan ist die Bezeichnung in der druidischen Tradition – und diejenigen, die sich eher auf die griechische und römischen religiösen Feierlichkeiten beziehen, kennen es als Saturnalia.

Im Verständnis der zeitgenössischen Hexen beginnt nun ein neuer Abschnitt gemäß des Jahreszyklus. Für die, die sich auf einen Gott und die Göttin beziehen, gebiert die Göttin den Gott als Göttliches Kind und Licht bzw. Sonne.

Misteln und Stechpalmzweige finden sich häufig als Dekoration und auf dem Altar.

Starhawk, die seit den 1970ern wichtige Aktivistin für die feministische Tradition der Wicca in den USA, schlägt ein Ritual vor, indem der Geburtsprozess symbolisch vollzogen wird. Sie lässt den Coven zum Ende des feierlichen Rituals gemeinsam ausrufen:

„Die Zeit hat sich gewendet!

Das Licht kehrt zurück!

An einem neuen Morgen, einem neuen Tag

Geht die Sonne auf!

(…)

Starhawk, Der Hexenkult als Ur-Religion der Großen Göttin, S. 257

Nachlesen:

Anders Hultgård (2000), „Jul“, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. 16, Berlin/ New York, https://db.degruyter.com/view/GAO/RGA_2802.

Starhawk (1992), Der Hexenkult als Ur-Religion der Großen Göttin, Freiburg (engl. Orig. 1979).

Andreas Heinz, Christel Köhle-Hezinger u.a.: „Weihnachten“ in: RGG, Religion in Geschichte und Gegenwart, http://dx.doi.org/10.1163/2405-8262_rgg4_SIM_224100.

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