Wer war der Verfasser des frauenfeindlichsten Buches der Weltliteratur? Einem Buch in dem die Frau als von Natur aus schlecht dargestellt wird und sich ganze Kapitel genau diesem Thema widmen?
Lange Zeit waren sich WissenschaftlerInnen uneinig über die Autorenschaft des Hexenhammers. Im Zentrum der Diskussion standen der Dominikaner Heinrich Kramer Institoris (ca. 1430 – ca. 1505) und der Prior des Kölner Dominikanerklosters Jakob Sprenger (1437-1495). Der Dominikanerorden, gegründet im frühen 13. Jahrhundert, sah es als seine Hauptaufgabe an, die Häresie (Abfall vom christlichen Glauben) zu bekämpfen. Papst Gregor IX. übertrug dem Orden 1231 das Inquisitorenamt und die Dominikaner waren im päpstlichen Auftrag als Inquisitoren tätig.
Mittlerweile gilt es als wahrscheinlich, dass die alleinige Autorenschaft bei Heinrich Kramer Institoris liegt. Doch wer war dieser Mann?
Geboren wurde Kramer um 1430 im elsässischen Schlettstadt (heute Séléstat in Frankreich). 1445 trat er in das dortige Dominikanerkloster ein. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts bekannt.

1474 erhielt Kramer die Befugnis zur Inquisition und im März 1479 wurde Kramer zum päpstlichen Inquisitor für ganz Oberdeutschland ernannt, da sich die Häresie dort besonders verbreitet hatte.
Kramer trieb die Hexenverfolgung in verschiedenen Teilen Deutschlands an, darunter Innsbruck und Regensburg. Aus diesen Regionen finden sich auch Beispiele in Kramers Werk Hexenhammer. Jedoch wurden er und sein Anliegen nicht überall mit offenen Armen empfangen, ja er fiel seinen Zeitgenossen sogar wiederholt als problematisch auf. So bemerkte zum Beispiel der Bischof Georg Gosler von Brixen (Südtirol), dass es Kramer an Rechtlichkeit in den Prozessberichten fehle und er dazu neige, Unbewiesenes als Bewiesenes darzustellen.
KRAMERS SCHWIERIGES VERHÄLTNIS ZUM GESETZ
Kramer hatte des Öfteren Probleme mit dem Gesetz. 1478 wurde er zum Beispiel aufgrund von Angriffen gegen Kaiser Friedrich III. inhaftiert, und 1482 gab es einen Haftbefehl gegen ihn wegen der Unterschlagung von Ablassgeldern.
Kramer fiel nicht nur als problematisch auf, er hatte auch Schwierigkeiten, die Existenz der Hexen glaubhaft zu machen und stieß immer wieder auf Widerstand von Seiten der Bevölkerung bzw. Amtsträger. Der Bischof von Brixen erklärte ihn 1485 gar für verrückt.
Kramers Hexenverfolgung in Innsbruck 1485 war möglicherweise die ausschlaggebende Erfahrung für das Verfassen des Hexenhammers. Dort predigte Kramer zunächst im Sommer seine Mission. Durch den Historiker Wolfgang Behringer wissen wir etwas über den Inhalt dieser Predigt, die Kramer auch im Jahr zuvor in Ravensburg hielt:
„Wer der oder die wären, die irgendwelche Hexen oder Unholden wüssten oder von jemand gehört hätten, die jemand wüssten oder in Argwohn hätten, oder die einen schlechten Leumund hätten, oder wo jemand Schaden an Menschen oder Vieh geschehen sei und man auf jemanden einen Verdacht hätte, die sollten zu Gehorsam des obengenannten Gebots – nämlich der päpstlichen Bulle – zu ihm, dem Inquisitor kommen, und ihm solche der Hexerei wegen verdächtigen oder übel beleumundeten Personen angeben mit allen Einzelheiten, was man von ihr wisse, gesehen oder von anderen Leuten gehört habe.“

Das Zitat verdeutlicht: fast alles konnte als Anzeichen von Hexerei ausgelegt werden.
Im August und September nahm Kramer dann Zeugenaussagen auf, aus denen er seine Verdächtigen identifizierte. Bald darauf begann er mit den Prozessen. Der Historiker Wolfgang Behringer beschreibt, wie Kramer Einschüchterung, brutale Gewalt und endlose Folter nutzte, um Geständnisse zu erzwingen. Des Weiteren verweigerte er den Angeklagten einen Anwalt und verdrehte die Protokolle seiner Befragungen – selbst für das 15. Jahrhundert ein unglaubliches und skandalträchtiges Vorgehen. Dieses Verhalten führte auch dazu, dass Kramers Hexenverfolgung abgebrochen wurde und ihm die Ermächtigung als Inquisitor dort entzogen wurde.
Dieser Widerstand zu seinem Vorgehen führte wahrscheinlich dazu, dass Kramer den Hexenhammer verfasste. Vermutlich geschah dies 1486. Innerhalb eines Jahres verfasste er sein umfassendes Werk. Um seinem Werk und Wirken mehr Autorität zu geben, brachte Kramer den vermeintlichen zweiten Autor Jacob Sprenger ins Spiel. Durch den Namen des Priors eines Dominikanerklosters erhoffte sich Kramer mehr Anerkennung.
Bald berichten wir hier mehr über den Inhalt des Hexenhammers und seine Rezeptionsgeschichte….
Nachlesen:
Behringer, Wolfgang / Jerouschek, Günter (2011) „‘Das unheilvollste Buch der Weltliteratur‘? Zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Malleus Maleficarum und den Anfängen der Hexenverfolgung“, in: Kramer (Institoris), Heinrich Der Hexenhammer: Malleus Maleficarum. Kommentierte Neuübersetzung (München: Deutscher Taschenbuchverlag), S. 9-98.
Behringer, Wolfgang (2006 [1988]) Hexen und Hexenprozesse in Deutschland (6. Aufl.) (München: Deutscher Taschenbuch Verlag).